Die versunkenen Dörfer

Manche sagen, dass die Glocke der Kirche von Valverde de Lucerna in den Nächten des Heiligen Johannes noch immer aus den Tiefen des Sanabria-Sees läutet. Unter seinen Wassern versank die sagenhafte Stadt Zamora, welche unter anderem auch Villa Verde genannt wird. Legende besagt, dass “der, der geht, kehrt nicht mehr zurück” (auf Spanisch reimt sich dies).

https://en.wikipedia.org/wiki/Sanabria_Lake_Natural_Park#/media/File:Sanabria_lake_(Zamora,Spain).jpg

Nach Valverde kam eines Tages ein armer zerlumpter Mann, der um Almosen bettelte. Als die Leute ihn sahen, schlossen sie die Türen ihrer Häuser und versteckten sich. Nur in einem Haus weit außerhalb der Stadt hatte ein Bäcker Mitleid mit dem Bettler und forderte ihn auf, hereinzukommen und sich ans Feuer zu setzen. Der Bäcker backte den letzten Rest seines Teiges und als er ihn herausnehmen wollte, sah er zu seiner Verwunderung, dass der Teig so groß geworden war, dass er kaum noch durch die Öffnung des Ofens passte. Der Mann sagte dem Bäcker, er solle das Brot aufheben, um damit seine Familie zu ernähren und verließ daraufhin das Haus, in welchem er den Bäcker voller Erstaunen und Brot zurückließ.

Nach anderen Versionen ereigneten sich diese Ereignisse in einer Nacht vor dem Fest des Heiligen Juan. Der Bettler wurde als großer Mann mit langem Bart und üppigem Haar beschrieben, der sich auf einen Stock stützte, an dem zwei Muscheln hingen, und eine Unterkunft für die Nacht suchte. Haus für Haus wurde er abgewiesen, bis er zu einem Holzofen kam, in dem einige Frauen Brot backten. Dort wurde das Wunder des Brotes immer größer. Und er sagte zu den Frauen: “Danke, dass ihr mir geholfen habt, nur ihr seid würdig, aus dieser Stadt gerettet zu werden. Bleibt im Ofen und kommt heute Nacht nicht heraus. Ich werde diese Stadt bestrafen. Sie werden sich nicht mehr daran erinnern, als ihre Mägen noch voll waren und das Feuer sie wärmte.

Bevor er das Dorf verließ, schüttelte der Bettler den Staub von seinen Füßen und rief: “Wo ich diesen Stock hinstecke, soll ein Sturzbach entspringen”. Es strömte so viel Wasser heraus, dass das Dorf bald überflutet war und alle Bewohner unter Wasser standen. Nur das Haus des bescheidenen Bäckers, oder der Frauen, je nach Version, überlebte. Dieser Bettler, so wird erklärt, war Jesus Christus. Leider wurde ein Teil dieser Legende in der Nacht des 9. Januar 1959 wahr. Der Bruch eines Staudamms verwüstete das Dorf Ribadelago und kostete 144 seiner Einwohner das Leben.

 

Quellen:

Arrizabalaga Mónica. (2018). Pueblos Sumergidos. In España: La Historia Imaginada: De Los Antiguos Mitos a Las Leyendas contemporáneas (pp. 120–125). essay, Espasa.