Spanische Mythologie

Wenn wir das Wort Mythologie verwenden, neigen wir dazu, es mit Begriffen wie griechisch, römisch, keltisch, germanisch, aztekisch, chinesisch usw. in Verbindung zu bringen, was eine mehr oder weniger konkrete und bekannte geographische Lage impliziert. Wir hören fast nie etwas über spanische Mythologie. Die großen europäischen Mythologien haben ihren Ursprung in den Jahrtausenden vor unserer Zeitrechnung. Aufgrund des Interesses und der Anziehungskraft der Halbinsel, stand unser Territorium unter zahlreichen Einflüssen seit prähistorischer Zeit. Alle Menschen die hier irgendwann einmal gestrandet sind, haben das Leben dort beeinflusst. Die neuen Mythen wurden mit den bereits existierenden vermischt, und so entstand Raum für Neues, was sich mit der Zeit immer weiter veränderte.

Fragt man jemanden willkürlich nach einem mythologischen Wesen, wird die Antwort in den meisten Fällen den Namen von allseits bekannten Göttern und Göttinnen beinhalten. In Wirklichkeit geht Mythologie aber viel weiter: das wahre Wesen der Mythen ist, die Beziehungen die diese zu den Menschen aufbauen und das Ergebnis dieses Kontaktes. Genau das ermöglicht die Entwicklung der Mythologie in alle Arten von Geschichten. UM die Bedeutung und Wichtigkeit des mythologischen Glaubens zu verstehen, ist es notwendig über die bekanntesten Götter wie Zeus, Odin, Anubis, Chaak und Texacatlipoca hinauszublicken.

In Wirklichkeit sind die Figuren, anhand denen wir am meisten über die Mythologie eines Volkes erfahren können, die Nebenfiguren. Natürlich sind die Opfergaben, Tempel und Staturen den Göttern gewidmet, so wie in jeder anderen monistischen Religion auch. Aber früher wie heute griffen die Menschen im täglichen Leben auf kleinere Götter und mythologische Figuren zurück.

Davon zeugen die Opfergaben und Ausdrücke, die man auch heute noch hört, z. B. in Orten im Norden Spaniens, wo man vom nubero spricht, wenn der Himmel bedeckt ist und es regnen wird; oder vom ventolin, wenn ein starker Wind weht und einen Sturm bringt. Oder wenn man “cantos de sirena” sagt, wenn jemand versucht, eine andere Person von etwas zu überzeugen.

https://www.pexels.com/es-es/foto/antigua-estatua-de-mujer-con-jarron-4394274/

https://www.pexels.com/es-es/foto/antigua-estatua-de-mujer-con-jarron-4394274/

Die mündlichen und schriftlichen Überlieferungen haben es möglich gemacht, Wissen über übernatürliche Wesen anzusammeln, die dann Märchen und legenden geworden sind. Heutzutage ist die Mythologie verschwunden, es sind Kindergeschichten und wir sprechen immer in der Vergangenheitsform über sie. Aber sie ist im Leben der Menschen immer noch präsent. Seit Jahrhunderten sind die Geschichten von Göttern, Halbgöttern und magischen Wesen zu Erzählungen geworden, die wir von Kindheit an kennen. Märchen, in denen es Hexen, gute Feen, Elfen und alle möglichen magischen Wesen gibt. Darüber hinaus haben die audiovisuellen Medien diesen Figuren Gesichter gegeben, die sich auch mit anderen vermischt haben, so dass Filme und Fernsehserien entstanden sind (der Fall von Shrek, Once Upon a Time …). Die Mythologie bleibt, entwickelt/ verändert sich und wird in vielen Aspekten bewahrt.

Eins der großen Probleme der spanischen Mythologie ist, dass die meisten Entdeckungen und Studien recht neu sind und etwa erst aus dem 19. Jhd. Stammen. Während einige spanische Mythen in dieser langen Zeit für immer verloren gingen, haben andere es bis heute überlebt. Wir wissen, dass sich das Christentum von einer Sekte innerhalb des Judentums zu einer eigenständigen Religion mit zahlreichen Anhängern bis weit ins vierte Jahrhundert hinein in Europa entwickelt hat. Das Christentum hatte einen überwältigenden Erfolg in der Bevölkerung, vor allem in städtischen Gebieten. Infolgedessen wurden viele der Mythen der alten Religionen verworfen. Während sich das Christentum in Spanien auf der gesamten Halbinsel ausbreitete, verschwanden die alten Glaubensvorstellungen immer mehr.

Es ist logisch, dass nicht jeder Kult oder Ritus sofort verschwand. Viele vorchristliche Glaubensvorstellungen begleiteten den Glauben der ersten Christen und vermischten sich, bis sie mit der Zeit zu verschwinden begannen. Die Wesen der alten polytheistischen Religionen gingen in die lange Liste der als “besiegte Götter” bekannten Prozesse ein. Ein kleiner Teil dieser Mythen hatte jedoch das Glück, in der Bevölkerung, die sie mit Begeisterung verteidigte, so tief verwurzelt zu sein, dass sie bis heute überdauert haben.

Wenn du interessierst an diesem Thema bist, lese hier gerne weiter über die spanische Mythologie!

 

Quellen:

Hidalgo Perez, E. (2014). La Mitologia Española. ArtyHum, 2, 7-19.